Da saß ich nun. Vor 30 Jahren als introvertierte Studentin nebenher selbstständig im Finanzvertrieb. Schweißnasse Hände, Herzrasen, flauer Magen. Jedes Mal. Aber ich musste es tun. Ich musste Umsatz bringen. Also saß ich regelmäßig meinem ärgsten Feind gegenüber: dem Telefon.

Ich gestehe: Ich hasse Kaltakquise. Und zwar sowohl als Kundin als auch als Verkäuferin. Sie auch? Damit sind wir beide nicht allein. Abgesehen davon, dass es da rechtlich enge Grenzen gibt ... Wer will schon ungefragt etwas aufgeschwatzt bekommen?

Bedeutete Verkaufen wirklich, anderen etwas aufzudrängen?

Jeder Anruf war ein Nervenkrieg, ein Drahtseilakt zwischen meiner Furcht vor Ablehnung, Rebellion und dem Druck, verkaufen zu müssen. Das Ergebnis: Kein Umsatz. Zwangsläufig ein schnelles Ende meiner "Unternehmerkarriere". Und ich kam zu dem fatalen Schluss:

Ich kann nicht verkaufen. 

Aber ohne Verkauf kein Umsatz und kein Einfluss, um die Welt besser zu machen. Marketing und Werbung ließen mich nicht los. Dafür hatte ich schon vor meinem BWL-Studium Feuer gefangen. Nur die Methoden, die ich im Vertrieb lernte, passten nicht zu mir. 

Ich wollte helfen, nicht übervorteilen. Und ich konnte das irgendwie nicht gut im direkten Gespräch. Schon gar nicht am Telefon. Dafür fühlte ich zu sehr, was in meinem Gegenüber vorging. Und ich mochte und mag es ja selbst nicht, ungefragt an der Tür oder am Telefon von Verkäufern belästigt zu werden. Und ich denke gerne nach, bevor ich spreche und spule keine fertigen Skripte ab. Übrigens auch nicht beim Texten. Deshalb war das Schreiben von Verkaufstexten eine Offenbarung für mich und die schnelle Bestätigung: 

Ich kann verkaufen! Auf meine Weise.

Als ich endlich meinen Weg gefunden hatte, wie ich verkaufen kann, änderte das mein Leben. Ich hängte meinen Beruf als Unternehmensberaterin an den Nagel und machte mich als Verkaufstexterin selbstständig. So konnte ich vor allem Soloselbstständigen, kleinen bis mittleren Unternehmern und sogar Gründern praktisch und mit messbaren Ergebnissen helfen. Nicht nur beraten.

Ich hatte schon seit einiger Zeit für meine Kunden Werbebriefe und kleinere Anzeigen getextet. Dabei habe ich einfach kreative, erfolgserprobte Vorlagen aus dem "Werbeberater" (einem damaligen Informationsdienst des VNR Verlages) zur Inspiration genutzt. Meine Kunden hatten damit Erfolg und waren begeistert: Sie machten direkt mehr Umsatz.

Eines Tages flatterte mir von besagtem Verlag ein Werbebrief ins Haus. Ich glaube, der war über 20 Seiten lang. Gekauft hatte ich schon, als ich das kleine blau-weiße Bildchen in der oberen Ecke der ersten Seite sah (eine Person mit Hut samt Schreibblock auf einem Gartenstuhl) und die Überschrift: "Können Sie einen Brief wie diesen schreiben?"

Es war sofort um mich geschehen

Selbstständig sein wollte ich schon lange wieder. Und dieser Brief war mein Fenster zur Freiheit: Eine Fernausbildung zur Werbetexterin! In meiner Fantasie sah ich mich da auf einem Liegestuhl lümmeln, Block und Stift oder Laptop dabei und einfach entspannt schreiben. Und dafür auch noch gut bezahlt werden! Mein Traum nahm Gestalt an ...

Ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung stürzte ich mich 2007 in dieses fantastische, neue Abenteuer. Ich wurde Freelance Copywriter.

Von da an war ich mir sicher: 

Wenn das mit einer vermeintlich unheilbaren Krankheit funktioniert, funktioniert das bestimmt auch mit anderen Dingen im Leben. Glaube kann Berge versetzen. DAS wollte ich in die Welt hinausposaunen! Ich weiß, dass viele Menschen unter Erkrankungen oder seelischer Not leiden oder einfach nicht so vorwärtskommen im Leben, wie sie sich das wünschen. Und vielleicht brauchen auch sie nur diesen einen kleinen Tipp, um die Fesseln zu sprengen. Dafür schreibe ich Verkaufstexte. Damit die vielen Möglichkeiten und Lösungen da draußen auf die Menschen treffen, die sie dringend brauchen.